Unser
Naturfreundehaus am Wollingster See
Bereits in den Protokollen
der Generalversammlung von 1922 wurde eine Schutzhütte am Wollingster See erwähnt.
Ein Erdloch im Berg mit Baumstämmen und Heide abgedeckt. Diese von den Naturfreunden
renovierte Hütte fiel aber einem Heidebrand zum Opfer.
Die erste Hüttenbaukommission wurde gebildet. 1923 wurden 20 Sack Zement und 4 Baumstämme
gekauft. Aus dem geplanten Bau wurde aber nichts. Der Zement wurde, ehe er hart
zu werden drohte, gegen einen alten Straßenbahnwagen eingetauscht, der dann als
Schutzhütte diente. Dies konnte aber nicht von Dauer sein, weil laut Vorstandsbeschluss
nur jeweils ein „Geschlecht“ in der Hütte übernachten durfte. Als sich 1924 die
Gelegenheit bot ein altes Haus in Geestemünde, das zum Abbruch bestimmt war, für
300,-RM von der Stadtverwaltung zu kaufen, griffen die Naturfreunde zu. In der Mitgliederversammlung
vom 21.10.1924 wurde ein Hüttenbauordnung verfasst. In den Statuten wurde die Zahl
der Mitglieder und deren Aufgaben festgelegt. Die Mitglieder dieser Kommission wechselten
während der nun folgenden Bauzeit. In 4-wöchiger Arbeit wurde während der wenigen
Freizeit der Mitglieder das Haus in Geestemünde in seine Einzelteile zerlegt und
in 5 Wagons bis zum Bahnhof Geestenseth befördert. Von dort hieß es ca. 30.ooo Steine
und 3.000 Dachpfannen, dazu Bauholz mit Pferd und Wagen zum See zu bringen. Dies
ging nur mit der Unterstützung der Wollingster Bauern. Die Straße bis zum See war
auch noch nicht ausgebaut. Dann wurde bis 1926 dieses Haus wieder aufgebaut.
Jedes Mitglied hatte an wenigstens 2 Sonntagen in Monat am Bau in Wollingst zu helfen.
Ein unentschuldigtes Fehlen konnte den Ausschluss auf der nächsten Monatsversammlung
zur Folge haben. Es herrschten strenge Sitten damals. Am 22.August 1926 wurde das
Haus eingeweiht.
Orginal-Eiladung zur Eiweihungsfeier am 22.08.1926:
(Auszug aus dem Häuserverzeichnis
1927) Eine Übernachtung kostete für Mitglieder damals 15 Pf. Und
für Nichtmitglieder das Doppelte. Zur Ausstattung des Hauses wurde auch gespendet.
So bekamen wir von der Ortsgruppe Bremen 20 Strohsäcke, vom Bezirk 10 weißlackierte
Betten und von der Rüstringer Ortsgruppe gab es 14 Betten mit Holzeinlage, die aber
1928 zurückgegeben werden mussten, als diese Ortsgruppe ein eigenes Stadtheim bekam.
Leider dauerte die Freude am Besitz des Hauses nur 7 Jahre. Die Nazi-Zeit begann.
1933 mussten die Naturfreunde innerhalb einer Viertelstunde das Haus räumen. Es
wurde von der damaligen Hitlerjugend beschlagnahmt. Die Naturfreundebewegung wurde
verboten und das Vermögen eingezogen. Wenige Wochen nach Kriegsende erhielten
wir unser Haus von der damaligen Militärregierung zurück. Es war in einem traurigen
Zustand. Die zuletzt einquartierten Polen hatten mangels Feuerholz alles Brennbare
verheizt. Der Wiederaufbau begann unverzüglich. Und schon 1948 wurde der erste
Anbau, die Ostseite, Küche, Waschraum und Toilettenanlage in Angriff genommen.
1953 wurde das so genannte
„Kleine Haus“ gebaut.
Bis heute sind dort die Sanitärräume der Camper, die Heizung
und andere „Versorgungsräume“ untergebracht.
Außerdem befinden sich dort mehrere Zimmer, die an Vereinsmitglieder
vermietet sind.
1958 wurde der 2. Tagesraum mit den darüber
liegenden Zimmern am „Großen Haus“ angebaut.
1968 wurden die Toilettenanlagen (Camping-Toiletten)
im „Kleinen Haus“ gebaut und mit einer damals modernen Verrieselungsanlage versehen.
1973 erhielten wir unsere 1. Ölheizung,
die inzwischen gegen eine neue Anlage ausgetauscht wurde.
1979 mussten wir eine geschlossene Fäkaliengrube
ohne Verrieselung bauen, um die neuesten Naturschutz- und Umweltbestimmungen einzuhalten.
Seit 2001 haben wir eine vollbiologische
Kläranlage mit einem Schilfbecken, aus dem nur noch Klarwasser abgeleitet wird!
Im Frühjahr 2011 haben wir einen neuen Sanitärraum
im Erdgeschoss in unserem ehemaligen Büro gebaut, um den Komfort in unserem Haus
zu erhöhen.
Um
auch den in unserer Satzung verankerten Umweltgedanken zu entsprechen, wurde zur
Warmwasserbereitung eine Solaranlage auf dem Dach installiert, die überwiegend aus
Fördermitteln des Kreissportbundes Bremerhaven und der Stadt Bremerhaven finanziert
wurde.
Für 2015 ist geplant,
im Erdgeschoss (Telefon- und Lagerraum) einen weiteren Sanitärraum (Herren-WC) zu
bauen.
Viele der
Arbeiten werden auch heute noch in Eigenarbeit geleistet. Dabei wird so manches
Mal der Idealismus einiger Mitglieder sehr strapaziert, denn ganz so wie in früheren
Zeiten können die Mitglieder heute nicht mehr zur Arbeit herangezogen (gezwungen)
werden.
Seit 1972
zählt unser Haus zu den Selbstversorger-Häusern. Es ist im Häuserverzeichnis der
Naturfreundehäuser unter C5 zu finden. Das „Große Haus“ hat heute 38 Betten, die
in 2- bis 5-Bett-Zimmern aufgeteilt sind. Alle Zimmer haben fließend Warm- und Kaltwasser.
Es stehen zwei Duschräume, eine großzügig eingerichtete Küche und 2 Tagesräume zur
Verfügung.
Unser
Haus heißt offiziell NaturFreunde
Heinrich-Frey-Haus,
in Gedenken an Heinrich Frey, der bis zu seinem Tode im Jahre 1969 über 40 Jahre
als Vorsitzender die Geschicke der Ortsgruppe und somit auch die des Hauses maßgeblich
gelenkt hat.
Viele
kennen es aber nur unter dem Namen NaturFreundehaus Wollingst.
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Leider mussten wir das "Große Haus" nach 90 Jahren schließen,
da die OG nicht mehr in der Lage war, das Haus in dem Zustand zu halten wie wir
und unsere Gäste es sich wünschten. Es wurden in der OG immer weniger Mitglieder, die
in der Lage waren, die
freiwillige Arbeit zu leisten, um das großes Haus sauber und in Ordnung zu halten.
Am 27.März 2017 ging es los. Der Abriss
des "Großen Hauses". Die folgende Bild macht ein bisschen traurig.
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